09.05.2017 OTZ Peter Hagen
Landtagsmitglied aus Blankenstein verweist auf die seit Jahren laufenden Bemühungen zur Reaktivierung der Strecke
Bisher scheiterten alle Reaktivierungsversuche, die Höllentalbahn wieder in Betrieb zu nehmen. Archivfoto: Mike Finke
Blankenstein. Während sich die rot-rot-grüne Landesregierung ernsthaft mit dem Thema der Reaktivierung der Höllentalbahn befasse, habe es in der Landesregierung unter CDU-Ministerpräsidenten Dieter Althaus ein “kollektives Versagen” gegeben. Zu dieser Feststellung kommt Landtagsmitglied Ralf Kalich (Linke), als er jetzt im Landtag zum aktuellen Sachstand gesprochen hat.
Die AfD hatte beantragt, dass die Landesregierung zur Höllentalbahn berichten sollte. Für Kalich ein Grund, auf die bisherigen Aktivitäten, die auch in seine Zeit als Bürgermeister von Blankenstein fallen, zurückzublicken. Erste ernsthafte Bemühungen für die Reaktivierung der Höllentalbahn habe es demnach im Oktober 2001 gegeben, als die PDS eine Kleine Anfrage im Deutschen Bundestag vorgebracht hatte. “Weitere Meilensteine sind die einstimmig gefassten Beschlüsse im Kreistag Saale-Orla vom 22. September 2003 zur Unterstützung der Höllentalbahn und zur Aufnahme in die Planung der Planungsregion Ostthüringen”, erinnert Kalich. Ebenso kam es zu einem Beschluss im Gemeinderat von Blankenstein.
Als Bremser auf dem noch nicht vorhandenen Gleisstück erwies sich 2008 die damalige Thüringer Landesregierung. Denn als Hans-Peter Friedrich (CSU) seinerzeit als bayerischer Bundestagsabgeordneter ein gemeinsames Vorgehen der beiden Freistaaten abstimmen wollte, holte er sich in Erfurt einen Korb. “Ministerpräsident Dieter Althaus fällt der Region in den Rücken”, zitiert Kalich eine Schlagzeile aus dieser Zeit.
Ein Umdenken habe es allerdings unter der Landesregierung von Christine Lieberknecht (CDU) gegeben. Die Verhandlungen mit Bayern zum Thema Höllentalbahn seien dann auch Bestandteil des Koalitionsvertrages gewesen. “Zumindest stand das Wort der Landesregierung wieder hinter den lokalen Akteuren”, sagt Kalich. Zu diesen Akteuren zählt Kalich insbesondere die Verkehrsinitiative “Höllennetz” aus Oberfranken, das Holzkompetenzzentrum mit ZPR-Geschäftsführer Leonhard Nossol sowie die kommunalen Vertretungen vom Kreistag Saale-Orla über die Gemeinden Blankenstein und Naila bis zur Stadt Hof.
“Wogegen ich bin, das ist die einseitige Ausrichtung auf die Straße, die sich aus der Sicht der Region von heute als schwerer Fehler darstellt”, kritisiert Kalich. Die Bemühungen zur Reaktivierung der Höllentalbahn seien ein über viele Jahre andauernder Prozess, dessen Ergebnis nicht allein von Thüringen abhängig ist, so Kalich. Er hoffe jedoch, dass es mit den Partnern auf der bayerischen Seite alsbald ein belastbares Ergebnis zu den notwendigen Untersuchungen gibt, auf denen weitere Schritte folgen könnten.
An die Adresse der AfD-Landtagsfraktion, die überraschend ein Interesse für die Höllentalbahn zeigt, richtet Kalich den Hinweis, dass die Konstrukteure der heutigen Personen-Waggons auf die Montage von Trittbrettern verzichten. “Damit ist das Aufspringen nicht mehr möglich, liebe AfD”, so Kalich. Der Antrag der AfD stieß mehrheitlich auf Ablehnung.
„Hölle, Hölle, Hölle…“
Kommentar von Peter Hagen
Denn zumindest auf Thüringer Seite gibt es inzwischen eine klare Position der Landesregierung, die den Lückenschluss als notwendig erachtet. Vorbehaltlich freilich der unverzichtbaren Untersuchungen zu den Kosten für den Wiederaufbau und den Unterhalt dieser Strecke.
Dass jetzt auch die AfD im Thüringer Landtag das Thema Höllentalbahn für sich entdeckt hat, lässt zumindest eine Toleranz gegenüber dem Verkehr auf der Schiene erkennen, obwohl die meisten Flüchtlinge für gewöhnlich mit dem Zug in Deutschland angereist sind.
Mit freundlicher Genehmigung der Lokalredaktion Lobenstein